Jeder Coachinganfrage, die ich bekomme, liegt das Bedürfnis nach Veränderung zugrunde. Alle Wandlungsprozesse folgen einem bestimmten Muster. Lerne die vier Phasen eines Veränderungsprozesses kennen, um dir den Weg in die Veränderung zu erleichtern und den Wandel erfolgreich zu gestalten:
Inhalt: Einleitung – Phase 1: Verdrängung – Phase 2: Widerstand – Phase 3: Exploration – Phase 4: Zustimmung
Die vier Phasen des Wandels
Wenn du dir der spezifischen Dynamik von Veränderungsprozessen bewusst bist, fällt es dir leichter, den Wandel einzuleiten, da insbesondere der Beginn von Changeprozessen oft mit unangenehmen Gefühlen wie Angst, Ohnmachtsgefühlen, Hilflosigkeit und Perspektivlosigkeit einhergehen.
Keine der Veränderungsphasen kann übersprungen werden. Vielmehr ist es so, dass sie weniger anstrengend sind, je bewusster du sie lebst. Dann gehst du mit dem Flow, erzeugst weniger Widerstand und erreichst schneller so viel Selbstwirksamkeit, dass du ins Handeln kommst und die Veränderung aktiv gestaltest.
Was charakterisiert die vier Phasen, wie laufen sie ab und was gilt es, in ihnen zu beachten?
Phase 1: Verdrängung / Nicht Wahrhaben wollen
Jeder Wandlungsprozess kündigt sich zunächst auf subtile Art und Weise an. In dieser ersten Phase, die oft noch gar nicht bewusst als Einstieg in die Veränderung wahrgenommen wird, fühlt sich eine Situation oder Beziehung nicht mehr stimmig an, sei dies privat oder beruflich. Wir Menschen sind Gewohnheitstiere und halten gern an dem fest, was wir gut und können. Daher wollen wir in dieser ersten Phase häufig nicht wahrhaben, dass gewohnte Verhaltensmuster nicht mehr angebracht sind und neigen dazu, das diffuse Unwohlsein zu verdrängen. „Es lebe der Status quo“ ist das unbewusste Credo dieser Phase.
Jetzt geht es zunächst einmal darum, dir dessen bewusst zu werden, was nicht mehr stimmig ist, welche Beziehung oder welche Situation. Konfrontiere dich mit der Tatsache, dass du deine Komfortzone verlassen und Energien für die anstehende Veränderung wecken darfst. Es ist zu diesem Zeitpunkt völlig normal, und das ist bereits der Übergang in Phase zwei, dass Ängste aufkommen können.
Typische Wahrnehmungen in dieser krisenhaften Phase sind zum Beispiel: „Ich habe da gerade eine komische Phase.“, „Das geht schon wieder vorbei.“, „Man kann nicht immer alles haben.“, „Jetzt stell dich nicht so an.“ „Bisher ging es doch auch so.“
Phase 2: Widerstand
Im Übergang in die zweite Phase verschliessen wir die Augen gern vor der Tatsache, dass eine Situation, eine Beziehung oder ein Verhaltensmuster zum Problem geworden ist. Wir haben noch keinerlei Lösungsansatz für das Thema. Vielmehr fehlt es an Perspektiven und konkreten Handlungsideen, wie dem Mismatch begegnet werden kann.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten, um diese Dissonanz zwischen angenehmem Flow und tatsächlichem Erleben zu verringern:
Möglichkeit 1: Eine Möglichkeit besteht darin, den anstehenden und notwendigen Wandlungsprozess zu verdrängen. Oft spielt Angst eine große Rolle. Angst vor dem Unbekannten und fehlender Mut, sich dem Wandel hinzugeben ohne zu wissen, wie das Ergebnis aussehen wird. Die Konsequenz daraus ist, dass die belastende Situation nicht verändert wird. Um dies aushalten zu können, müssen die unangenehmen Gefühle unterdrückt werden. Dies führt zu unbewusstem Verhalten, Frustration und Stress. Zudem entladen sich diese Gefühle und Bedürfnisse dann oft auf destruktive Weise. Es werden Nebenschauplätze genutzt, um die Energie abzureagieren.
Möglichkeit 2: Die zweite, tatsächlich transformierende ist, dir deiner Widerstände bewusst zu werden. Jetzt darfst du der Frage nachgehen, woher dein Unwohlsein und die Angst, gewohnte Bahnen zu verlassen, kommen. Es gilt, ehrlich mit dir zu sein und die gebundene Energie ins Fliessen zu bringen. Dies ist der Moment, in dem es stark darum geht, Bewusstsein zu schaffen über deine Situation und die darin auftretenden Gefühle und Bedürfnisse. Du darfst diese zulassen und sie zunächst einmal beobachtend akzeptieren. Damit setzt du den Impuls, dich der Veränderung zu öffnen. Dies ist bereits der Beginn des Übergangs in Phase drei.
In dieser Phase höre ich im Coaching oft Sätze wie: „Schuld daran ist xy (Partner*in, Chef*in, Kolleg*innen, Situationen…)., „Ich will das einfach nicht!“, „Das hat doch bislang auch immer funktioniert.“, „Ich habe keine Ahnung, wie ich da rauskomme.“ Die Ursache des Unwohlseins wird oft bei anderen gesucht, Verantwortung wird abgelehnt und die Coachees fühlen sich als Opfer externer Ereignisse.
Phase 3: Exploration
In Phase drei geht es zunächst darum, anzunehmen, was ist: Die Realität und Tatsache anerkennen, dass der Status quo unbefriedigend ist und es so nicht weitergehen kann. Nachdem du nun weisst, woher dein Widerstand und deine Ängste vor Veränderung kommen, kannst du ihnen den Schrecken nehmen und dich für neue Ideen und Perspektiven öffnen. Out-of-the-box-Denken ist angesagt: Überlege konkret, wie du dein Problem lösen kannst. Was willst du und was willst du nicht? Wovon möchtest du weg und wo möchtest du stattdessen hin? In dieser Phase darfst du dir deine Wünsche bewusst machen. Sammle kreativ Ideen, was du tun könntest und eröffne dir so neue Perspektiven. Im nächsten Schritt beginnst du, diese Ideen umsetzen, dich also erst mal zu entscheiden, welchen Weg zu einschlagen möchtest. Danach gilt es, in Phase vier weiterzugehen und die Veränderungen in deinem Leben umzusetzen.
Typische Äusserungen von Klient*innen in dieser Phase: „Es gar nicht so leicht zu sagen, wie ich fühle.“, „Ich bin es eher gewohnt, mich um die Bedürnisse anderer zu kümmern als um meine eigenen.“, „Was ich mir wünsche? Das ist eh nicht machbar.“ „Ich weiss gar nicht, was ich will“, „Ist das nicht egoistisch, wenn ich das alles will?“
Phase 4: Zustimmung
Nun ist es Zeit, tatkräftig in die Umsetzung zu gehen. Du darfst Eigeninitiative zeigen und ausprobieren, was funktioniert; ändern, was sich nicht als erfolgversprechend erweist. Beharrlichkeit ist gefragt, um den Wandel erfolgreich zu gestalten sowie die Bereitschaft zu lernen. In dieser Phase erarbeitest du klar definierte Ziele (inklusive Zeitplan) und legst mit konkreten Massnahmen los. Jetzt sollten dein Fühlen, dein Denken und dein Handeln übereinstimmen. Wenn du diese Kongruenz erreicht hast, kannst du wieder aus dem Vollen schöpfen und dich über deine weiterentwickelten Ressourcen freuen.
Coachees, die in dieser Phase angekommen bin, fühlen sich energiegeladener, haben neue Selbstsicherheit entwickelt und sind optimistischer. Sie sagen zum Beispiel: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich mir das zutraue.“, „Ich bin ganz überrascht, wie gut das klappt.“, „Sogar meine Familie / meine Freunde / mein Jobumfeld akzeptieren, dass… Das hätte ich vorher nicht für möglich gehalten.“ Diese „hochschwingende“ Energie, die sie nun aussenden, kehrt zu ihnen zurück. Das ist ein kosmisches Gesetz.
Dennoch, nichts ist so stetig wie der Wandel. Daher werden sich irgendwann – auch wenn der Zeitpunkt erst Jahre später kommen mag – erneut Gefühle des Unwohlseins breitmachen. Nimm dieses Signal ernst, dass einmal mehr Wandel ansteht. Und wieder hast du drei Möglichkeiten: „Change it, leave it, accept it”.
Die ersten beiden Transformationsphasen sind meist diejenigen, die am unangenehmsten sind, obwohl im Aussen noch nichts oder wenig passiert. Das liegt daran, dass wir dazu tendieren am Altbekannten festzuhalten, wir orientieren uns also an der Vergangenheit. Wenn diese Phasen der Krise überwunden sind, die durchaus lähmenden Charakter haben können, wird es leichter, da wir nun in die Zukunft blicken. Zwar sind die Planung und Umsetzung des Wandels von vielen Unsicherheiten geprägt und vielleicht musst du auch hie und da flexibel umdenken, wenn sich ein Weg nicht als gangbar erweist. Die Angst vor dem Tun ist jedoch dem Mut, innovativ und mit Eigeninitiative vorwärts zu gehen gewichen, was beflügelt und dir neue Energie gibt. Du kannst nun wieder optimistisch in die Zukunft blicken und selbstwirksam dein Leben gestalten.
Gern unterstütze ich auch dich in deiner Entwicklung. Im Coaching helfe ich meinen Klient*innen in allen vier Phasen des Wandels. Erstens durch bewusst machen dessen, was nicht mehr stimmt. Zweitens durch die Analyse der Ängste, die dazu führen können, dass der anstehende Wandel nicht vollzogen wird. Drittens unterstütze ich meine Coachees darin, Perspektiven zu erarbeiten und Lösungsansätze aus der Krise zu entwickeln. Viertens begleite ich die Umsetzung der gewählten Ansätze, sodass der Wandel nachhaltig verankert wird.
Nimm gern ein kostenfreies Erstgespräch in Anspruch, damit wir besprechen können, wie ich dir in deinem anstehenden Wandel behilflich sein kann:
Für diesen Artikel habe ich auf die „4 Zimmer des Wandels“ zurückgegriffen, ein hilfreiches Tool aus der Organisationsentwicklung, das die Dynamik von Veränderungsprozessen vor allem aus Unternehmenssicht beschreibt. Es ist eine Weiterentwicklung der Change-Kurve der Psychiaterin und Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross. Ich habe das Modell in meiner Ausbildung zur Organisationsberaterin meinem Ausbilder Stefan Marti kennengelernt und danke herzlich für die Inspiration.
Titelfoto von Alexas Fotos
Fotos von oben nach unten: Pedro Dias, Josie Stephens, Elisa, Aleksandr Neplokhov