18.02.2021

Vom gesunden Selbstwert und wie du ihn erreichst

Positives Selbstwertgefühl ist ein wichtiger und schützender Pfeiler des psychischen Wohlbefindens. Auch wenn wir unser Glück nicht immer beeinflussen können, so gelingt es uns mit einem gesunden Selbstwert, krisenhafte Situationen besser zu meistern und uns in ruhigeren Zeiten leichter zu entfalten. Lerne mehr über deinen Selbstwert und erfahre, wie du ihn im Alltag pflegen kannst.

Inhalt: Selbstwert-Definition | Was hemmt ihn? | Wie erhöhe ich ihn? | Selbstwert und Selbstliebe

Was bedeutet Selbstwert und wie wird er geprägt?

Menschen schreiben sich einen Selbstwert zu, indem sie ihre Persönlichkeit und ihre Fähigkeiten bewerten. Dieses Selbstwertgefühl ist sehr vielschichtig: Es ist eng verbunden mit dem Vertrauen, das eine Person in sich hat, wie gut sie sich annehmen kann und wie bewusst sie sich ihrer selbst ist.

Gemeinsam ist den Aspekten von Selbstwert, Selbstvertrauen, Selbstannahme und Selbstbewusstsein, dass sie stark von der eigenen Selbstsicherheit geprägt werden. Wie selbstsicher ein Mensch wird, hängt insbesondere von zwei frühkindlichen Erfahrungen ab. Erstens von der erlebten Selbstwirksamkeit und zweitens von der Wertschätzung, die dem Kind entgegengebracht wurde. Ein Kind, das beachtet und ernst genommen wird, lernt, dass es Wirkungen erzielt. Es wird seiner selbst sicher. Wird es dabei wertschätzend und liebevoll behandelt, kann es sein Bedürfnis nach sozialer Anerkennung und Liebe befriedigen.

Wer als Kind wertgeschätzt wurde und Selbstsicherheit gewinnen konnte, hat als erwachsener Mensch gute Chancen, auch in Krisen handlungsfähig zu bleiben, anstatt Problemen ohnmächtig gegenüberzustehen. Dennoch ist es normal, dass das Selbstwertgefühl schwankt. Auch wer normalerweise selbstsicher ist, muss lernen damit umzugehen, dass der Selbstwert in emotionalen Krisenzeiten oder bei körperlicher Erschöpfung meist niedriger und labiler ist als in kraftvollen und glücklichen Phasen.

Unser Selbstwertgefühl betrifft den Kern unserer Persönlichkeit und strahlt so bis in unsere Gedanken über uns selbst und unser Verhalten aus. Es lohnt sich also, Selbstwertfallen zu erkennen und so gut wie möglich zu meiden.

Was hemmt den Selbstwert?

  1. Wenn die Aufmerksamkeit auf die eigenen Schwächen gelenkt wird, sinkt der Selbstwert sehr schnell. Sobald du vor allem deine Unzulänglichkeiten und Defizite betonst und dich darauf konzentrierst, was nicht da ist oder was nicht funktioniert, überlässt du Selbstzweifeln und Selbstvorwürfen das Feld.
  2. Eng damit verbunden ist das Hängenbleiben in negativen Glaubenssätzen wie zum Beispiel „Ich kann das nicht“, „Ich bin das nicht wert“, „Ich bin nicht gut genug“ oder „Sei nicht so egoistisch“. Sie wurden oft schon in der Kindheit verinnerlicht und über viele Jahre hinweg gefestigt. Solche Glaubenssätze, wie von eine*r inneren Kritiker*in immer wieder eingeflüstert, sorgen dafür, dass das Selbstvertrauen sinkt.
  3. Wer perfekt sein will, scheitert leicht. Der Anspruch, perfekt zu sein oder Dinge perfekt zu machen, baut einen enormen Druck auf. Nimmst du so manche herausfordernde Situation gar nicht erst an aus Angst, einen Fehler zu begehen oder etwas nicht perfekt hinzubekommen? Vorsicht, so schmälerst du dein Selbstwertgefühl.
  4. Vergleiche sind eine weitere Selbstwertfalle. Sicherlich findest du immer eine Person, die etwas sehr gut kann oder etwas hat, das du dir wünschst. Wertest du das als besser und schöner, also wertvoller als deine eigenen Fähigkeiten, Besitztümer und Eigenschaften, ist die Selbstabwertung schon in vollem Gange.
  5. Ein vielschichtiger Selbstwerthemmer hat mit Erwartungen an andere zu tun: Erwartest du, von anderen das Gefühl zu bekommen, wertvoll zu sein. So wirst du leicht abhängig von äusserer Aufmerksamkeit und Bestätigung. Erhältst du davon nicht genug erhält oder erntest du gar Kritik, droht dein Selbstwertgefühl wie ein Kartenhaus in sich zusammenzufallen. Das permanente Acht geben auf dein eigenes Verhalten und wie es von anderen Menschen bewertet wird, kostet ausserdem unnötig viel Energie.

Wie erhöhe ich meinen Selbstwert auf ein gesundes Mass?

Grundsätzlich ist es wichtig, von den Gefühlen des Mangels und der Unzulänglichkeit, auf denen all diese Hemmnisse basieren, in einen Zustand der Fülle zu wechseln. Folgende Massnahmen helfen dir, die Perspektive zu ändern und das Selbstwertgefühl (wieder) auf ein gesundes Mass zu erhöhen, um gar nicht erst in Selbstwertfallen zu tappen:

  1. Konzentriere dich auf deine Stärken anstatt Schwächen. Was kannst du gut, das dir in der jetzigen Situation oder Gefühlslage helfen kann? Was hast du ganz konkret in ähnlichen Momenten getan? Was hat dir aus Selbstzweifeln und Unsicherheit herausgeholfen?
  2. Identifiziere deine negativen Glaubenssätze, mit denen Du dich selbst abwertest und klein machst. Wenn du dir bewusst bist, welche oft tief verankerten Muster dich blockieren, ist schon ein wichtiger Schritt getan. Danach kannst du beginnen, diese negativen Glaubenssätze zu verändern und sie ins Positive zu verwandeln. Bist du tatsächlich minderwertig? Überprüfe diesen Satz anhand deines Alltags. Ganz bestimmt findest du sicherlich vieles, das du gut kannst und machst. Und dafür gilt: Ich bin wertvoll! Transformiere also den negativen in einen positiven Glaubenssatz. Negative und über lange Zeit gelebte Glaubenssätze zu verabschieden, ist häufig ein Prozess, der eine klare Entscheidung und Übung erfordert. Lass Dich dabei gegebenenfalls begleiten, damit du hemmende Prägungen nachhaltig loswirst.
  3. Hör auf, dich mit anderen zu vergleichen. Wir neigen bei Selbstzweifeln dazu, uns mit Menschen zu vergleichen, die etwas besser können oder in einer komfortableren Situation sind. Dass es unzählige andere gibt, die weniger können, oder deren Situation problematischer ist als die eigene, wird dabei gern ausgeblendet.
  4. Erlaube dir, Fehler zu machen. Aus Fehlern lernen wir. Wer sich nicht zugesteht, etwas falsch zu machen, tut im schlimmsten Fall gar nichts und macht sich damit handlungsunfähig. Handle stattdessen nach bestem Wissen und Gewissen. Wenn du mit dem Ergebnis zufrieden bist, stärkt das dein Selbstvertrauen. Sollte sich im Nachhinein herausstellen, dass du die Entscheidung so nicht mehr treffen würdest, kannst du dich neu entscheiden. Du sammelst Lebenserfahrung, anstatt in der Blockade zu verharren.
  5. Übe dich in Wertschätzung. Nimm dir täglich einen Moment Zeit, um wahrzunehmen, was du an dir und in deinem Leben wertvoll findest. Worüber freust du dich und wofür bist du dankbar? Du wirst immer etwas finden, das dir den Reichtum des Lebens verdeutlicht.
  6. Mach dich unabhängig von der Wertschätzung anderer und sorge selbst gut für dich. Das ist sicherlich nicht ganz einfach, denn es ist ein schönes, bestätigendes Gefühl, von anderen wertgeschätzt und geliebt zu werden. Wenn du dich jedoch selbst ausreichend wertschätzt, kannst du gut für dich sorgen. So bist du auch in Krisenzeiten in der Lage, dich aus eigener Kraft immer wieder zu stabilisieren und die Verantwortung für dein Leben zu übernehmen. Wenn es dann zusätzlich noch Anerkennung von aussen gibt – umso schöner.

Selbstwert und Selbstliebe – ein starkes Team

Der Wunsch, ein angenehmes Selbstwertgefühl zu erreichen, soll aber nicht in Stress ausarten. Wer immer selbstbewusst und voller Selbstvertrauen sein muss, setzt sich unnötig unter Druck. Anstatt einen gesunden Selbstwert zu entfalten, läufst du Gefahr, dich auf der Jagd nach vermeintlicher Selbstoptimierung zu verbiegen.

Wie lässt sich das vermeiden? Mit Selbstliebe. Denn was mit Liebe geschieht und aus dem Herzen kommt, macht Freude und geht leichter. Übe dich darin, liebevoll mit dir umzugehen, was wohl die schönste Form der Wertschätzung ist.

Das bewahrt dich zwar nicht vor den Herausforderungen des Lebens,u kannst ihnen aber gelassener und vertrauensvoller begegnen. Virginia Satir, systemische Therapeutin und Mutter der Familientherapie, hat es auf den Punkt gebracht: „In meiner Praxis und in meinem Leben stelle ich fest, dass Menschen, die sich selbst als Ganzheit erleben und das Gefühl besitzen, selbst etwas wert zu sein, fähig sind, mit allen Herausforderungen des Lebens in schöpferischer und angemessener Weise fertig zu werden.“

In diesem Sinne: Sei es Dir wert!

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