13.04.2021

Gute Gespräche führen – Tipps für eine gelungene Kommunikation

Im Zusammensein mit anderen – im privaten wie beruflichen Kontext – tauschen wir uns stets untereinander aus. Wie gelingt es uns, auch schwierige Gespräche auf gute Art zu führen? So sprecht Ihr dank aktivem Zuhören und einer verbindenden, gewaltfreien Kommunikation (GfK) gelungen und erfolgreich miteinander:

Inhalt: Grundhaltung im Gespräch | Aktives Zuhören | Achtsames Kommunizieren mit GfK | Formulierungen – Do’s & Dont’s

Empathie, Authentizität und Wertschätzung

Zunächst ist es empfehlenswert, Dir bewusst zu machen, wie Du selbst im Gespräch gesehen werden möchtest und so auch mit anderen umzugehen. Rufe Dir drei Werte ins Gedächtnis, auf die C. Rogers den aus der professionellen Gesprächsführung nicht mehr wegzudenkenden personenzentrierten Ansatz aufgebaut hat:

  • Sei emphatisch, versuche Dich in Dein Gegenüber wirklich einzufühlen.
  • Tritt authentisch auf und stelle mit einer kongruenten Ausstrahlung Vertrauen her.
  • Wertschätze und achte die andere Person. Auch dann, wenn Ihr aktuell ein angespanntes Verhältnis zueinander habt oder entgegengesetzte Standpunkte einnehmt.

Aktives Zuhören

Höre aktiv zu. Das heisst, bemühe Dich zu verstehen, was der anderen Person wichtig ist, wie sie sich fühlt und welche Bedürfnisse sie hat. Kurz: Stelle Dich in ihre Schuhe. Wie gelingt das? 

  • Lass Dein Gegenüber ausreden. Nutze nicht die erstbeste Sprechpause, um selbst ins Reden zu kommen. Vielmehr kannst Du durch Blickkontakt und hie und da ein bestätigendes Nicken oder eine dezente Äusserung („Ja“, „mmh“) sowie eine offene Körperhaltung signalisieren, dass Du aufmerksam zuhörst. Du kannst zu einem späteren Zeitpunkt darauf eingehen.
  • Mach Dir Deine eigenen Gefühle bewusst. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn Du mit Kritik oder Vorwürfen konfrontiert wirst oder Du Dich anderweitig negativ angesprochen fühlst. Versuche, kritische Äusserungen nicht als Kritik an Deiner Person oder Deinem Verhalten wahrzunehmen. Bemühe Dich vielmehr zu verstehen, welches Bedürfnis Dein*e Gesprächspartner*in hat, das nicht erfüllt wurde oder wird.
  • Wenn Dein Gegenüber ausgeredet hat, frage zunächst nach, falls Dir etwas unklar ist. Fasse zusammen, was Du gehört hast. Formuliere dies offen, z.B. „Verstehe ich richtig, dass…?“ oder „Ich habe gehört…?“, „Was meinst du / meinen Sie mit…?“, „Was bedeutet…?“. So beugst Du Missverständnissen vor, zeigst echtes Interesse und bietest die Gelegenheit, das Thema zu klären. 
  • Anerkenne die Gefühle der anderen Person und zeige Verständnis dafür.

Klar und achtsam kommunizieren

Wenn Du an der Reihe bist, behalte folgendes im Hinterkopf: Ihr führt dieses Gespräch, um einander zu verstehen und eine Situation oder Beziehung zu verbessern und zu klären. Ziel sollte also sein, verbindend zu kommunizieren. Wie gelingt das? Ein einfaches und effektives Modell bietet das Konzept der gewaltfreien Kommunikation (was nicht heissen soll, dass es im Alltag auf Anhieb problemlos umsetzbar ist; auch hier gilt: Übung macht den/die Meister*in). In vier Schritten kannst Du Dich klar und wertschätzend mitteilen:

  1. Beginne mit der Beobachtung:
    Was auch immer das Thema ist, teile Deinem Gegenüber auf neutrale Art und Weise Deine Beobachtung mit. So konkret wie möglich. Etwas zu beobachten heisst, es wertfrei zu betrachten. Achte also darauf, Deine Aussage frei von Urteilen zu halten („Wenn ich sehe / höre, dass…“).
  2. Teile Dein Gefühl mit:
    Alles, was wir erleben und jede Situation, die wir beobachten, verursacht ein Gefühl in uns. Sprich aus, wie Du Dich fühlst. Wenn Du Deine Gefühlslage mit der anderen Person teilst, wirst Du besser verstanden, man kann Deinen Standpunkt kennenlernen und ggf. besser akzeptieren. So hilfst Du der/dem anderen, in Beziehung mit Dir zu treten. Achte darauf, tatsächlich ein Gefühl („Ich fühle mich…“) zu formulieren und keinen Gedanken („Ich habe das Gefühl, dass…“)! 
  3. Drücke Dein Bedürfnis aus:
    Nachdem Dein Gegenüber erfahren hat, wie Du Dich fühlst, lass es überdies wissen, welches Bedürfnis hinter Deinem Gefühl steckt: „Mir ist wichtig, dass…“, „Ich brauche/möchte…“, „Es geht mir um…“). Jedes Bedürfnis lässt sich positiv formulieren und ist unabhängig von der anderen Person oder einer bestimmten Handlung. Du bietest also erneut die Gelegenheit, Deine Sichtweise und Motivation zu verstehen, ohne zu kritisieren. 
  4. Formuliere eine Bitte:
    In den ersten drei Schritten hast Du Dich der anderen Person mitgeteilt. Nun gehst Du auf sie zu und sagst, wie sie konkret dazu beitragen kann, Dein Bedürfnis zu erfüllen. Sprich eine präzise Handlungsanweisung aus die messbar, realistisch und positiv formuliert ist. Wichtig ist, wirklich zu bitten („Würdest du bitte…“, „Ich bitte Sie…), nicht zu fordern („Ich erwarte…“, „Du musst…“). Und natürlich hat Dein Gegenüber die Wahl zuzustimmen oder abzulehnen. (In diesem Fall scheint die andere Person ein Bedürfnis zu haben, das stärker ist, als zu Deinem Wohlergehen beizutragen. Geh in diesem Fall zunächst wieder ins aktive Zuhören: Um was geht es der anderen Person?)

Diesen Ablauf kannst Du im Verlauf des Gesprächs immer wieder nutzen. Zwischendurch wechselst Du ins aktive Zuhören. Und nicht vergessen: Humor lockert auf und entspannt – beide.

Formulierungen – Do’s und dont’s

Abschliessend ein paar Hinweise zu konkreten Formulierungen, die helfen, die Gesprächsatmosphäre offen und positiv zu halten:

  • Vermeide Verallgemeinerungen wie z.B. immer, alle, nie etc. Beschreibe präzise und frage konkret nach: wie genau, wo, wann etc.
    Vorsicht mit dem Wort „Warum?“. Dies löst in uns schnell unangenehme Gefühle aus. Frage lieber „Aus welchem Grund…?“.
  • Antworte auf eine Aussage nicht mit „aber“. Ein „Ja, aber…“ ist letztlich ein Nein. Probiere es stattdessen mit „Und“ oder „Und gleichzeitig“. Auf diese Weise lässt Du das Argument Deines Gegenübers gelten und bist trotzdem in der Lage, eine abweichende Meinung kundzutun.
  • Unterscheide klar zwischen Sachebene und persönlicher Ebene. Argumentiere auf der Sachebene (Stichwort Beobachtung).
  • Kommuniziere im Ich anstatt im Du. Sprich darüber, wie Du etwas empfindest, anstatt die andere Person zu etikettieren und zu beurteilen. Vermeide zum Beispiel: „Du bist unzuverlässig.“ Besser: „Ich bin frustriert, weil ich mich gern auf unsere Abmachung verlassen möchte.“ Achtung Stolperfalle: Ich-Kommunikation bedeutet nicht, dass jeder Satz gut ist, den Du mit der Beschreibung Deines Gefühls beginnst. „Ich bin frustriert, weil du zu spät kommst.“ wäre der Inhalt der gleiche wie in der ersten Aussage!
  • Schliesse nicht von Deinem Bedürfnis auf das anderer. Vermeide zum Beispiel: „Darum geht es nicht.“ Besser: „Es geht mir darum, dass…“.

Aktives Zuhören und gewaltfreie Kommunikation erfordern Übung und sind je nach Reaktion des Gegenübers einfacher oder komplizierter anzuwenden. Übe Dich immer wieder darin, auch wenn es nicht auf Anhieb klappt. Selbst wenn Du diese Tipps nur im Hinterkopf hast, wirst Du von Tag zu Tag bewusster mit Deinen Mitmenschen sprechen. Zudem klärst Du auch Deine eigenen Bedürfnisse. Bei Bedarf unterstütze ich dich gern , Deine Kommunikationsmuster zu hinterfragen und zu verbessern:

Titelfoto von Priscilla Du Preez 
Tierfoto von Magda Ehlers
Scrabblefoto von Brett Jordan

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